MONTREUX, A PLACE TO GET AWAY FROM IT ALL
Meine Betrachtungen zu den Klängen des großen Festivals am Genfer See.
Ganz Montreux ist Musik – jawohl – und das war auch ein Grund mehr für mich und meine Frau wieder aufzubrechen.
Der musikalische Feinkostladen Montreux Jazz Festival war wieder für uns geöffnet – vom 9. bis zum 13. Juli 2017
Von der Power Show bis zur endlosen Party – von viel introvertiertem Folk Pop bis zu Darkwave und Ambient Tüfteleien – alles oder fast alles wurde wieder mal von den Festivalmachern in Montreux geboten.
Große Momente und kleine gelegentliche Enttäuschungen – in Montreux „schwimmt“ man leicht mal in vertrauten Sounds und dazu kommt gelegentliches Zögern und schon fast Zaudern beim Kennenlernen von ganz Neuem!
Die Gründe, warum ich immer wieder zu diesem gelungenen, schon fast elitären Festival fahre, habe ich schon ausführlich in meiner Zusammenfassung zur 50 igsten Ausgabe des Festivals dargelegt – siehe mein Bericht auf dieser Webseite.
Zaunerstollen als Grußbotschaft
Uns treibt es seit 4 Jahren immer wieder in die tolle Stadt am Genfer See.
So sind wir auch 2017 wieder aufgebrochen – mit dem Zaunerstollen als Grußbotschaft des Salzkammergutes für das PressOffice, angefeuert mit unserer großen Reiselust und noch größerer Erwartungshaltung!
Der schon fast unverschämten Einladung in Form eines großartigen und großformatigen Konzertangebotes sind wir also gerne gefolgt. Dazu kam die schon fast großzügige Akkreditierung für mich als „neben- und ehrenamtlich“ tätigem Musikjournalist und Sendungsmacher durch das Press Office des MJF.
Es war wie jedes Jahr irrsinnig spannend das gesamte Festivalgeschehen zu beobachten und zu „studieren“ – immer gibt es jede Menge neuer Dinge kennenzulernen. Es bleibt keineswegs alles gleich über die Jahre – das musikalische Angebot mal außer Acht gelassen.
Die 51. Ausgabe zeichnete sich vor allem durch mutige Entscheidungen aus: Gewagte Abende, ein völlig umgestalteter Gratis-Saal, ein neues Konzept mit Bühnen extra-muros in persönlicher Atmosphäre und eine neue, 150m lange Seeterrasse. Diese Initiativen haben sich im Laufe des Festivals als sinnvoll erwiesen, indem sie die Neugierde des Publikums geweckt und es dazu eingeladen haben, neue Entdeckungen zu machen.
Der Betriebswirt würde sagen, angeboten wurde mal wieder ein besonderes Unique Selling Proposition – typisch Montreux eben: Ein breites und auch tiefes Sortiment – soll heißen: breites Angebot aus verschiedensten Genres und dazu die feinfühlige und einmalige Tiefe in den einzelnen Musikrichtungen. Ich hörte Bekanntes und viel Innovatives – Brian Ferry auf der einen und Ibrahim Maalouf auf der anderen Seite.
Alte Männer treffen auf neue kraftvolle Frauenstimmen. Brian Wilson trifft auf Somi – an einem Abend in zwei unterschiedlichen Locations im Kongresszentrum.
Gesten- und Posingreiche Rock n‘ Roller erschüttern das Auditorium Stravinsky – The Kills und Kasabian glaubten den edlen Saal in ein Stadion verwandeln zu müssen.
Eine Black Power Armada zeigt im Auditorium auf, wo genau die Vergangenheit und vor allem die Zukunft der Black Music liegen – Sampha, Solange und Erykah Badu.
Diese Leute und Schwergewichte der Soul und R&B an einem Abend erleben zu dürfen – allein das lohnt die vielen Kilometer. Diese Kompaktheit gab es in diesem Festivalsommer vermutlich sonst nirgends zu hören.
An einem weiteren Abend treffen die Jazz– Connoisseure von Cinematic Orchestra mit ihrem großformatigen Jazz- und Rockansatz auf die so gehypten Neo Folk Popper von London Grammar – eine gewagte aber umso gelungenere Kombination.
„Old Guys“ and „new Experience“ - Die Groove „Oldtimer“ und Dance Export Nummer 1 der Schweiz „Yello“ gastierten nach Jahrzehnten wieder in Montreux und zeigen im Prinzip, dass sie nichts verlernt haben. An unserem letzten Abend wurde in jedem Saal für Gänsehaut gesorgt: George Benson und Ibrahim Maalouf im Stravinski, James Hunter und Mavis Staples im Club oder Tinariwen und Michael Kiwanuka im Lab.
Wir waren begeistert!
Die drei genannten kostenpflichtigen Konzertbühnen stellen das renommierteste „Schaufenster“ des Festivals dar. Ich schätze vor allem den intimen Rahmen, den Montreux bietet und damit die Nähe zwischen großen Künstlern und seinem Publikum erst ermöglicht. Dazu kommen der gewisse Komfort des Kongresszentrums am Seeufer und die ausgezeichnete Soundqualität.
Die 51. Ausgabe des Montreux Jazz Festival war eine dichte Partitur mit vielen verschiedenen Lesarten, die ungefähr 230'000 Personen in Schwingung versetzt hat.
Unter anderem auch uns!Die umgestalteten Angebote sowie die Infrastruktur, die dem wechselhaften Wetter ausgesetzt waren, haben Künstler und Publikum begeistert.
Interessant sind auch die ökonomischen Hard Facts des Festivals:
Die Ticketnachfrage ist während den rund fünfzehn Tagen laufend gestiegen, mit einem Total von 90'000 Tickets. Die Ästhetik der Uferanlagen und Terrassen, der noch einladender wirkende Vernex Park, das Lisztomania sowie die Qualität des Gratisprogramms haben zu den ausgezeichneten Zahlen im Bereich F&B (Food & Beverages) beigetragen.
Mir wurde klar, dass Montreux Begegnungen fördert und das Auftreten spontaner Momente begünstigt. Dafür steht der Austausch zwischen den Künstlern - auf und hinter der Bühne.
Die langjährigen Beziehungen sind für die Organisatoren kostbar – bestes Beispiel hierfür sind The Roots, die für Emeli Sandé eingesprungen sind:
erklärt Questlove, der legendäre Schlagzeuger der Band.
Abschließend vielen Dank an Marc Zendrini – Pressesprecher und an Amandine Marchand Akkreditierungen & Media Center - für die Unterstützung meiner Arbeit und damit für die notwendige Aktualität einen regionalen Radios wie das FRS!!
Und all das Gesehene und vor allem Gehörte versuche ich in 4 Sendungsstunden aufzuarbeiten – siehe Sendungen vom 7. und 21. August im Format „Beats for the streets“.Beide Sendungen hört Ihr an den genannten Daten live oder im livestream oder zeitunabhängig als Podcast auf dieser Webseite unter „Sendung verpasst“!
Dazu kommt wie immer die ausführliche Playlist!
Viel Spaß bei den Reviews und Zusammenfassungen eines großen zentralen Musikfestivals Europas
wünscht der Szenebeobachter
Roland Holzwarth
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